Hier Ihre Testversion anfragen

*Pflichtfelder

    „File“ kostenlos herunterladen

    Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et

    picture_form

      Ihre Kontaktdaten

      *Pflichtfelder

      Generic selectors
      Exact matches only
      Search in title
      Search in content
      Post Type Selectors

      Planung der Korrektur komplexer Deformitäten

      J. Fürmetz1,3 · F. Wolf2,3 · P. H. Thaller3

      1Abteilung für Sporttraumatologie und Arthroskopische Chirurgie, BG Unfallklinik Murnau, Murnau/Staffelsee, Deutschland
      2Chirurgische Klinik, Klinikum Penzberg, Penzberg, Deutschland
      33D-Chirurgie, Muskuloskelettales Zentrum LMU (MUM), LMU Klinikum München, München, Deutschland

      mehr lesen

      Zusammenfassung

      Bei komplexen Deformitäten ist eine genaue präoperative Planung in allen Ebenen wesentliche Voraussetzung vor der eigentlichen Operation und kann Komplikationen und Folgeeingriffe verhindern. Wie auch die Operationstechniken selbst, verändern sich die Planungsmethoden weiter, sodass mittlerweile neben der 2-D-Darstellung die 3-D-Planung immer mehr in den Fokus rückt. Diese baut auf den Prinzipien der 2-D-Planung auf, liefert aber wesentlich mehr Informationen z. B. auch für die patellofemorale Anatomie. Die Produktion patientenspezifischer Instrumente (PSI) oder die Anwendung der Robotik ähnlich wie in der Knieprothetik sind neue Möglichkeiten, die sich aus der 3-D-Planung ergeben.

      Schlüsselwörter
      Deformitätenkorrektur · Präoperative Planung · 3-D-Bildgebung · End-Point-First Planung · 3-DPlanung

      mehr lesen

      Hintergrund

      Die Planung von Korrekturoperationen bei Deformitäten hat sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend gewandelt. Durch zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet mit immer besserem Verständnis der Anatomie, Biomechanik und Grunderkrankung haben sich verschiedene Planungs- und Korrekturverfahren mit Platten, Nägeln und Fixateuren entwickelt. Der einfache Grundsatz varische Fehlstellung ist gleich Korrektur an der Tibia und valgische Fehlstellung am Femur ist längst widerlegt und mittlerweile wird, wenn möglich, am Ursprung der Fehlstellung korrigiert [1]. Zudem wird die Beinachse individualisiert je nach Deformität, Arthrosegrad und bestehender Instabilität umgestellt und wenn möglich werden Begleiterkrankungen mittherapiert [2]. Eine schiefe Kniegelenkebene sollte vermieden werden, sodass Doppelosteotomien immer häufiger zum Einsatz kommen [3].

      mehr lesen

      Ziele der Planung

      In der englischsprachigen Literatur wird bei der präoperativen Planung der Fokus vorallemauf denVerlauf derneuenmechanische Beinachse gelegt, wohingegen in der deutschsprachigen Literatur der Winkel zwischen mechanischer Femur- und Tibiaachse („mechanical femorotibial angle“, mFTA), oft auch als „hip-knee angle“ (HKA) bezeichnet, wesentliches Planungsziel ist. In der neueren Literatur wird von dem Standpunkt eines zentralen Korrekturpunktes oder -bereiches, wie früher von Fujisawa et al. beschrieben, abgerückt [4]. Die Planungsmethoden zielen auf individuell angepasste Korrekturen unter Vermeidung massiver Überkorrekturen und abgestimmt auf den Knorpelzustand des lateralen und medialen Kompartimentes. Zu Beginn des Eingriffes wird deswegen häufig eine Arthroskopie des Kniegelenks durchgeführt oder ein präoperatives MRT gefordert. Empfohlenwird z. B.je nachAusmaß der medialen Chondromalazie bei Varusgonarthrose ein moderater Zielbereich von 0 bis 2° Valgus oder 50–65 % der gesamten Tibiaplateaubreite [5, 6].

      Nach der klinischen Diagnostik und Analyse der Deformität, fast immer mithilfe einer exakten Ganzbeinstandaufnahme („long leg full weight bearing radiograph“), einer seitlichen Aufnahme und bei klinischem Verdacht einer Torsionsbestimmung (CT, MRT), wird anhand der bestimmten Parameter die Entscheidung über ein mögliches Korrekturverfahren getroffen (. Tab. 1). Bein- und Knochenlängendifferenzen, die mechanische Achsabweichung („mechanical axis deviation“, MAD), der mechanische laterale distale Femurwinkel (mLDFA) und der mediale proximale Tibiawinkel (MPTA) sind dabei in unserem Vorgehen für kniegelenknahe Eingriffe die wichtigsten Parameter.

      Die Korrektur erfolgt am Ort der Fehlstellung und kann bei komplexen Fehlstellungen auch an Tibia und Femur notwendig sein (. Abb. 1). Normalerweise sind eine horizontale Kniegelenklinie, die angenommen wird, wenn mLDFA und MPTA innerhalb der physiologischen Grenzen liegen, eine zentrierte Beinachse und eine gleiche Beinlänge Ziele der präoperativen Planung und der chirurgischen Deformitätenkorrektur. Exzessive Überkorrekturen der Gelenkwinkel (> 4°) sollten heutzutage vermieden werden, da dies zu erhöhter Scherbelastung der Knorpelflächen und einem schlechteren klinischen Ergebnis führt [7, 8].

      mehr lesen

      Planungsmethoden

      Einige Schritte verschiedener Planungsmethoden sind ähnlich. Bislang haben sich die Planungsmethoden jedoch auf ein bestimmtes chirurgisches Verfahren oder eine bestimmte Deformität konzentriert. Die Miniaci-Methode für Open- und Closedwedge-Osteotomien mit Plattenosteosynthese oder die von Paley und Tetsworth entwickelte CORA(„center of rotation of angulation“)-Methode für komplexe Korrekturen liefern wichtige Informationen für das chirurgische Vorgehen [1, 3]. Bei genauerer Betrachtung liefern die Miniaci-Methode oder die Ist-Soll-Analyse von Strecker häufig praktikable Lösungen für einfache Deformitäten [9]. Dabei liegt das Drehzentrum („hinge“) oder auch „angulation correction axis“ (ACA) nach Paley genannt in vielen Fällen nicht in der CORA, sodassletztlichdieOsteotomieregel3 nach Paley angewendet wird. Dies ist bei einfacheren kniegelenknahen Deformitäten häufig akzeptabel und ermöglicht eine standardisierte Osteotomiehöhe und Osteosynthese.

      Prinzipien zur Planung einer gleichzeitigen Achskorrektur und Verlängerung mittels Distraktionsmarknagel wurden von Baumgart 2009 als „Reverse Planning Method“ beschrieben [10]. Auch die „End_Point-First Technique“ (EPF) von Thaller et al. beinhaltet dieses Prinzip und kann universell auf jegliche Form der Osteotomie mit internen oder externen Osteosyntheseverfahren angewendet werden [11]. Hier werden einzelne Schritte die für die Planung komplexer Korrekturen wesentlich sind exemplarisch für kniegelenknahe Osteotomien beschrieben.

      mehr lesen

      Planungsschritte

      Die Planung von Korrekturen komplexer Deformitäten nach EPF lässt sich vereinfacht auf drei Schritte reduzieren:

      • Definition der neuen mechanischen Beinachse (nMA/End-Point),
      • Definition der Art und Höhe der Osteotomie gemäß Korrekturziel und Implantateigenschaften,
      • Justieren des osteotomierten Segmentes auf nMA/End-Point gemäß Korrekturziel und Implantateigenschaften.

      Bei kniegelenknahen Osteotomien mit pathologischem JLCA droht Überkorrektur, deshalb sollte vor der Planung der Osteotomie z. B. eineParallelisierung des Kniegelenkspaltes durch grafische Korrektureines Segmentes erfolgen (s. unten).

      Definition der neuen mechanischen Beinachse (1). Jede EPF-Planung beginnt mit der Definition der nMA auf der Ganzbeinaufnahme. Bei monofokalen Deformitäten des Femurs oder der Tibia erfolgt dies durch Einzeichnen der nMA durch 2 Fixpunkte. Für tibiale Osteotomien definiert sich die nMA durch die Mitte des Hüftkopfes (1. Fixpunkt) und dem gewünschten Verlauf durch das Knieglenkszentrum (2. Fixpunkt). Für femorale Osteotomien beginnt die nMA in der Mitte des Sprunggelenks (1. Fixpunkt) und zieht durch das Knie gemäß des Korrekturzieles (2. Fixpunkt). Liegt eine bifokale Deformität vor oder wird durch eine monofokale Korrektur der physiologische Bereich des MPTA oder des mLDFA um mehr als 4° überschritten, wird im 87°-Winkel zur Kniegelenkebene eine neue virtuelle nMA erstellt oder innerhalb einer Planungssoftware jeweils das distale Tibiafragment und proximale Femurfragment bis zum gewünschten Korrekturziel bewegt. In manchen Fällen kann eine günstigere Verteilung der Osteotomien durch Anpassung des Winkels der nMA zur Kniegelenkebene innerhalb der Normbereiche für mLDFA und MPTA (85–90°) erreicht werden. Für verlängernde/verkürzende Osteotomien wird vorab der End-Point auf der nMA gemäß des Korrekturzieles zusätzlich festgelegt.

      mehr lesen

      Abb. 1 ◀ Posttraumatische Valgusdeformität bei 30-jähriger Patientin mit vorbestehendem anlagebedingtem Valgus. Analyse der Gelenkwinkel und Planung einer bifokalen Korrektur mittels Planungssoftware (Traumacad®, Brainlab AG, München, Deutschland). a Einzeichnen der Gelenkwinkel, Beinachsen und Osteotomiehöhen, b Simulation der tibialen Korrektur(„closedwedge“), c femorale Korrektur auf letztlich mittige Beinachse und normwertige Gelenkwinkel mit eingezeichneten Platten (blau). mLDFA mechanischer lateraler distaler Femurwinkel, mLDTA mechanischer lateraler distaler Tibiawinkel, mLPFA mechanischer lateraler proximaler Femurwinkel, mMPTAmechanischer medialer proximaler Tibiawinkel

      Definition der Art und Höhe der Osteotomie gemäß Korrekturziel und Implantateigenschaften (2). Bei kniegelenknahen Korrekturen wird vorwiegend im Bereich der Metaphyse osteotomiert, um hier eine möglichst gute Konsolidierung im Osteotomiespalt zu erreichen. Ist eine Open-/Closed-wedge-Osteotomie mit Plattenosteosynthese sinnvoll, sind die Fixierungsmöglichkeiten durch die vorgegebenen Schraubenlöcher zu berücksichtigen (Abb. 1). Eine Osteotomie mit Nagel oder Fixateur-Stabilisierung wird vorwiegend perkutan(Bohrloch/Meißel-Technik) durchgeführt, sodass letztlich immer eine Openwedge-Situation entsteht. Die Lage des Nagels in der Metaphyse, die Eintrittsstelle des Nagels, die gelenknahen Verriegelungsoptionen und der Formschluss mit der Diaphyse sollten beachtet werden, um die gewünschte Korrektur zu erhalten. Häufig ergeben sich hierdurch Osteotomien ca. 8–12 cm vom Kniegelenk entfernt (Abb. 2). Bei Osteotomien mit Anwendung von Fixateuren kann meist in Höhe der CORA osteotomiert werden, um eine destabilisierendeTranslation der Fragmente zu vermeiden [12].

      mehr lesen

      Abb. 2 ◀ Intramedulläre Korrektur mittels retrogradem Nagel femoral oder antegradem Nagel tibial (blau). Valgisierende Korrektur möglich über metaphysären Bohrkanal nach lateral (a), varisierende Korrektur möglich über metaphysären Bohrkanal nach medial (b), sagittale Korrektur bei Extensionsdefizit (c). Stabilisierende Pollerschrauben neben dem Nagel um Rückstellkräfte zu neutralisieren (rot)

      Virtuelle Durchführung der Korrektur (3). Bei Achskorrekturen mit Platten gibt es die Möglichkeiten der closed wedge/open wedge Korrekturen mit lateralem oder medialem Scharnier. Bei Nagelkorrekturen empfiehlt es sich virtuell den Nagel bereits in das diaphysäre Fragment formschlüssig zu platzieren das korrigiert wird. Jetzt wird das Fragment mit Nagel an den geplanten End-Point bewegt, welcher durch die nMA und gewünschte Beinlänge vorgegeben wird. Bei Plattenkorrekturen oder Fixateuren ist dies nicht zwingend notwendig. Hier wird das zu korrigierende Fragment einfach auf den Endpunkt bewegt. Bei Verlängerungen sollte wegen der simultanen Längen und Achsänderung nicht nur die Endposition geplant werden, sondern auch die direkte postoperative Situation. Dieser Schritt ist bei Nagelkorrekturen entscheidend, denn er zeigt ein mögliches Mismatch zwischen Nagel und Kortex. Ist dies der Fall, muss die Osteotomiehöhe oder sogar das Verfahren geändert werden.

      Besonderheiten bei vergrößertem „joint line convergence angle“

      Durch Anlegen der Tangenten an das distale Femur und die proximale Tibia erhält man den sog. „joint line convergence angle“ (JLCA). Ist dieser außerhalb der Norm (> 2°), dann spricht diesfür eine ligamentäre Instabilität und/oder für einen unikompartimentellen Knorpelverlust. Da bei entsprechender Achsveränderung auch der JLCA beeinflusst wird, sollte dieser mit in die Planung einbezogen werden. Viele Arbeiten berichten von einer Überkorrektur, wenn dies nicht berücksichtigt wird [13]. Ein JLCA > 2° sollte deshalb vor der eigentlichen Planung angeglichen werden. Hierfür müssen nur Femur oder Tibia komplett ausgeschnitten im Planungsprogramm so bewegt werden, dass die Tangenten parallel sind und somit die postoperative Korrektur des JLCA antizipiert wird. Weitere Methoden, um einem erhöhten JLCA Rechnung zu tragen, wie die Differenz zwischen belasteter Ganzbeinaufnahme und liegender Knieaufnahme vom Korrekturwinkel abzuziehen, existieren.

      Besonderheiten bei Korrekturosteotomie mit Marknagelosteosynthese

      DieHöhederOsteotomie,dieRichtungund der Durchmesser des Aufbohrens im metaphysären Fragment müssen vor der Operation genau berechnet werden, um KomplikationenbeieinerMarknagelkorrektur und ggf. bei einer weiteren internen Verlängerung zu vermeiden und das gewünschte Ausmaß der Deformationskorrektur zu erreichen. In vielen Fallserien zur intramedullären Verlängerung wird das Verfahren ohne gleichzeitige Kontrolle und Korrektur der Achse beschrieben[14, 15]. Dies deutet darauf hin, dass die Bedeutung der präoperativen Planung für die intramedulläre Verlängerung unterschätzt wird oder nicht ausreichend bekannt ist. Bei einer antegraden Verlängerung am Femur ist dies besonders relevant, da hierdurch zwangsläufig durch die Richtung der anatomischen Femurachseeine Valgisierung der Beinachse entsteht und mitunter eine Fehlstellung amEndederVerlängerungproduziertwird. Mithilfe einer exakten präoperativen Planung und häufig auch zusätzlichen Pollerschrauben neben dem Nagel, die die biomechanischen Rückstellkräfte neutralisieren, ist eine hohe Präzision mit diesem Verfahren zu erreichen (. Abb. 2; [16]). Ein weiterer wichtiger Baustein ist die gezielte Konfektionierung des Markraumes mittels starrer Bohrer, wodurch die Marknagellage präzise vorgegeben werden kann. Neben einer gleichzeitigen Achskorrektur und Verlängerung ist nach unserer Meinung vor allem auch bei gleichzeitig erforderlicher Torsionskorrektur die Korrekturosteotomie mit Marknagelosteosynthese von großem Vorteil.

      Besonderheiten bei Hexapoden

      Sehr komplexe Fehlstellungen lassen sich oft nur durch einen externen Fixateur korrigieren. Hier kommt heutzutage vorwiegend der Hexapodfixateur zum Einsatz, mit dem sich Korrekturen in allen Ebenen und Verlängerungen durchführen lassen (Abb. 3). Wichtig ist hierbei, in der präoperativen Planung die Zielwerte genau zu ermitteln. Neben denWinkelgraden in axialer/koronarer/sagittaler Ebene, wird die Verlängerungs- und ggf. auch Translationsstrecke benötigt. Der Algorithmus der verschiedenenHersteller kannmithilfe dieserDateneinen detaillierten Behandlungsplan für jeden Tag der Kallusdistraktion erstellen. Jedoch benötigt dieses System auch die genaue Information über Osteotomiehöhe und Lage der Ringe zueinander und zur Osteotomie. Deshalb führen wir nach erfolgter Osteotomie und Anlage des Fixateurs nochmals standardisierte Röntgen- oder CT-Aufnahmen und eine zweite Planung anhand dieser Daten durch. Für Details der Planung mit externen Fixateuren verweisen wir auf das Referenzwerk von Paley [12]

      Die fertige Planung kniegelenknaher Osteotomien sollte abschließend folgende Details visualisieren:

      • Ist-Beinachse (MA),
      • Soll-Beinachse (nMA),
      • Kniegelenkwinkel (MPTA, mLDFA),
      • Art der Osteotomie („open“/„closed“),
      • Ausmaß der Osteotomie (Osteotomiespalt/entnommener Keil in Grad/ Millimeter),
      • Implantatlage, – JLCA-Korrektur (erster grafischer Schritt) falls erforderlich,
      • Verlängerung/Verkürzung falls geplant.

      mehr lesen

      Abb. 3 ◀ Komplexe mehrdimensionale Deformität am linken Bein mit femoral valgischer und tibial varischer Fehlstellung bei 18-jährigem Patienten. a Präoperative Bilder mit Analyse der Deformität in allen drei Ebenen. b Neue mechanische Beinachse durch denmedialen Interkondylenhöcker,medialer proximaler Tibiawinkel(MPTA) undmechanischer lateraler distaler Femurwinkel(mLDFA) geplant auf 87°. c Planungfemoral mittels retrogradem Marknagel(blau) und Varisierung (grüne Umrandung des Femurs finale Situation), Planung tibial mittels gradueller Korrektur über Hexapodfixateur (rot postoperative Stellung, grün finale Situation)

      3-D-Planung, Realität und Ausblick

      Die 2-D-Ganzbeinstandröntgenaufnahme ist noch immer wesentlicher Ausgangspunkt für die oben beschriebenen Planungsschritte. Die Projektionsradiographie ist jedoch positionsabhängig und wesentliche Winkel für die Planung verändern sich signifikant mit Rotation und Flexion der Beine bei der Bildgebung. Dieser Faktor ist vor allem bei komplexen Deformitäten evident, da hier eine standardisierte patellazentrierte Aufnahme in voller Streckung häufig nicht möglich ist. Zudem bedingen Korrekturen in der Koronarebene je nach Drehachse der Osteotomie auch Korrekturen in der axialen und sagittalen Ebene. Dies ist insbesondere bei komplexen mehrdimensionalen/ multilevel Deformitäten relevant.

      » Vorteil bei 3-D-Planungen ist eine simultane Darstellung der patellofemoralen Anatomie

      Deshalb gewinnt die 3-D-Darstellungen der Beinanatomie immer mehr an Bedeutung. Am häufigsten wird die CT verwendet, jedoch gibt es auch zunehmende Anwendung von MRT und EOS-Aufnahmen zur 3-D-Darstellung. Die DVT(digitale Volumentomographie)-Aufnahmen werden zukünftig realistische 3-D-Darstellungen auch unter Belastung liefern. Bei der CTDiagnostik ist die Darstellung von Hüfte, Knie und Sprunggelenk wie zur Torsionsmessung meist ausreichend und kann in den entsprechenden 3-D-Programmen dargestellt werden. Wesentlicher Vorteil bei 3-D-Planungen ist auch eine simultane Darstellung der patellofemoralen Anatomie und deren Veränderungen. Bei der EOS-Darstellung wird aus anterior-posteriorem und seitlichem Strahlengang ein 3-D-Model simuliert, allerdings kommt hierbei die patellofemorale Anatomie nicht zur Darstellung. Bei den meisten kommerziell verfügbaren Lösungen wird die 3-D-Analyse und -Planung durch den Bioingenieur der Anbieter durchgeführt. Der Arzt wird zwar in den Planungsprozess einbezogen, allerdings bleiben mögliche Fehlerquellen und Validierungen der einzelnen Schritte unbekannt. Der Planungsprozess verliert so seinen Stellenwert als direkte Operationsvorbereitung für den Operateur, was unserer Ansicht nach sehr kritisch zu werten ist.

      » Meist wird die 3-D-Analyse und -Planung durch den Bioingenieur der Anbieter durchgeführt

      In eigenen Arbeiten haben wir deshalb ein Analyse- und Planungsverfahren entwickelt [17, 18]. Wesentlich relevant ist hierbei die genaue Definition von Landmarken, sodass diese hoch standardisiert und am besten automatisiert bestimmt werden können. Eine genaue Bestimmung von Landmarken auf einem 3-D-Knochenmodell oder in Schnittbildern bedingt zuvor aber einer standardisierten Ausrichtung im 3-D-Koordinatensystem, wodurch die Landmarkenbestimmung unabhängig von der Position während der Bildaquise wird. (. Abb. 4). Zudem kommen mittlerweile zunehmend kommerzielle Lösungen für die direkte Anwendung und Planung durch den behandelnden Arzt auf den Markt (. Abb. 5). Die Simulation und Operationsplanung in 3-D hat den klaren Vorteil der simultanen Erfassung aller 3 Ebenen und auch der Veränderungen im patellofemoralen Gelenk. Durch Veränderung der Schnittebene können so z. B. Detorsionsosteotomien mit gleichzeitiger Varus-/Valgus-Korrektur durchgeführt werden [19]. Weitere Vorteile einer 3-D-Planung sind mögliche Operationshilfen, wie z. B. die in der Knieprothetik verwendete Robotik(die letztlich eine 3-D-Planung mithilfe Navigation umsetzt) oder „patient specific instrumentations“ (PSI) mit 3-D-gedruckten Schnitt- und Bohrhilfen. Bisher publizierte Studien weisen auf eine deutlich verbesserte Präzision der Eingriffe durch diese Maßnahmen hin [20]. Algorithmen basierend auf künstlicher Intelligenz verbessern schon jetzt die einzelnen Schritte, wie die Segmentierung und die Landmarkenbestimmung. Wenn der 3-D-Planungsprozess und die 6 Knie Journal Leitthema daraus entstehenden Operationshilfen zu besseren klinischen Ergebnissen führen und wenn der 3-D-Planungsprozess standardisiert, einfach und für den Kliniker anwendbar wird, ist diese Technologie schon bald für einen täglichen klinischen Einsatz bei komplexen Deformitäten geeignet.

      mehr lesen

      Abb. 4 ◀ 3D Knochenmodell eines rechten Beins mit definiertem Koordinatensystem in Höhe des Kniegelenks (a), Ausschnitt in Höhe des Kniegelenks mit Landmarken (grün) zur Erfassung aller relevanten Gelenkwinkel und der patellofemoralen Anatomie (b)

      Abb. 5 ◀ Planungsbeispiel mittels mediCAD® 3D Knee/Knee Sport (mediCAD Hectec GmbH, Altdorf, Deutschland) bei komplexer multidimensionaler femoraler Deformität. a Diaphysäre femorale Deformität mit verstärktem Bowing. b Laterale Ansicht nach 3-D single cut Osteotomie in Höhe der CORA. c ap Ansicht nach nach 3-D single cut Osteotomie in Höhe der CORA

      Fazit für die Praxis

      • Folgende Schritte sollten bei der Planung von Korrekturen komplexer Deformitäten berücksichtigt werden:
        • Parallelisierung des „joint line convergence angle“ (JLCA),
        • Bestimmung einer neuen mechanischen Beinachse (nMA),
        • Festlegung der Osteotomiehöhe,
        • virtuelle Durchführung der Korrektur.
      • Die Planung von Korrekturen komplexer Deformitäten in 3-D ist aufwendig, bietet aber den großen Mehrwert, alle Ebenen und die resultierenden Veränderungen simultan anzeigen und berechnen zu können.

      mehr lesen

      Korrespondenzadresse

      PD Dr. J. Fürmetz
      Abteilung für Sporttraumatologie und Arthroskopische Chirurgie, BG Unfallklinik Murnau
      Professor-Küntscher-Str. 8, 82418 Murnau/ Staffelsee, Deutschland
      julian.fuermetz@bgu-murnau.de

      Einhaltung ethischer Richtlinien

      Interessenkonflikt. J. Fürmetz, F. Wolf und P. Thaller geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

      Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

      mehr lesen

      Literatur

      1. Eberbach H, Mehl J, Feucht MJ, Bode G, Südkamp NP, Niemeyer P (2017) Geometry of the valgusknee:contradicting thedogmaofafemoralbased deformity. Am JSportsMed45:909–914
      2. Hohloch L, Kim S, Mehl J, Zwingmann J, Feucht MJ, EberbachH,NiemeyerP,SüdkampN,BodeG(2018) Customized post-operative alignment improves clinical outcome following medial open-wedge osteotomy. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 26:2766–2773
      3. Schröter S, Nakayama H, Yoshiya S, Stöckle U, Ateschrang A, Gruhn J (2019) Development of the double level osteotomy in severe varus osteoarthritis showed good outcome by preventing oblique joint line. Arch Orthop Trauma Surg 139:519–527
      4. Fujisawa Y, Masuhara K, Shiomi S (1979) The effect of high tibial osteotomy on osteoarthritis of the knee. An arthroscopic study of 54 knee joints. Orthop ClinNorth Am10:585–608
      5. Hinterwimmer S, Feucht MJ, Imhoff AB (2012) Hohe tibiale Osteotomie bei Varusgonarthrose: Indikation, Technik, Ergebnisse. Arthroskopie 25:184–194
      6. Müller M, Strecker W (2008) Arthroscopy prior to osteotomy around the knee? Arch Orthop Trauma Surg128:1217–1221
      7. Akamatsu Y, Kumagai K, Kobayashi H, Tsuji M, SaitoT(2018)Effectofincreasedcoronalinclination of the tibial plateau after opening-wedge high tibialosteotomy. Arthroscopy34:2158–2169.e2
      8. Nakayama H, Schröter S, Yamamoto C, Iseki T, Kanto R, Kurosaka K, Kambara S, Yoshiya S, Higa M (2018) Large correction in opening wedge high tibial osteotomywith resultant joint-line obliquity induces excessive shear stress on the articular cartilage. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 26:1873–1878
      9. StreckerW, KepplerP(2002)Analyse und Korrektur von Beindeformitäten.Unfallchirurg105:901–918
      10. Baumgart R (2009) The reverse planning method for lengthening of the lower limb using a straight Intramedullary nail with or without deformity correction.OperOrthopTraumatol21:221–233
      11. Thaller PH, Wolf F, Kucukkaya M (2014) Surgical techniques for lengthening and deformity correction of the tibia with lengthening nails. Tech Orthop29:150–157
      12. PaleyD(2005)Principlesof deformity correction
      13. MicicoiG, KhakhaR, KleyK,WilsonA,CercielloS,Ollivier M(2020) Managing intra-articular deformity in high tibial osteotomy: a narrative review. J Exp Orthop7:65
      14. Paley D (2015) PRECICE intramedullary limb lengthening system. Expert Rev Med Devices 12:231–249
      15. Hawi N, Kenawey M, Panzica M, Stuebig T, Omar M, Krettek C, Liodakis E (2015) Nail–medullary canal ratio affects mechanical axis deviation during femoral lengthening with an intramedullary distractor. Injury. doi.org/10.1016/j.injury. 2015.05.040
      16. Fürmetz J, Bösl S, Schilling J, Wolf F, Degen N, Thaller PH (2017) Blocking screws for alignment control in intramedullary limb lengthening. Injury 48:1597–1602
      17. Fürmetz J, Sass J, Ferreira T, Jalali J, Kovacs L,MückF, Degen N, Thaller PH (2018) Three-dimensional assessmentof lower limb alignment: accuracy and reliability. Knee. doi.org/10.1016/j.knee. 2018.10.011
      18. Degen N, Sass J, Jalali J, Kovacs L, Euler E, Prall WC, Böcker W, Thaller PH, Fürmetz J (2019) Threedimensional assessment of lower limb alignment: reference values and sex-related differences. Knee. doi.org/10.1016/j.knee.2019.11.009
      19. Imhoff FB, Schnell J, Magaña A, Diermeier T, Scheiderer B, Braun S, Imhoff AB, Arciero RA, Beitzel K (2018) Single cut distal femoral osteotomy for correction of femoral torsion and valgus malformity in patellofemoral malalignment—proof of application of new trigonometrical calculations and3D-printedcuttingguides.BMCMusculoskelet Disord19:215
      20. Cerciello S, Ollivier M, Corona K, Kaocoglu B, Seil R (2020) CAS and PSI increase coronal alignment accuracy and reduce outliers when compared to traditional technique of medial open wedge high tibial osteotomy: a meta-analysis. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. doi.org/10. 1007/s00167-020-06253-5

      mehr lesen